Mit meinen Eseln arbeite ich nach den Regeln des Natural Horsemanship. Dabei verfolge ich nicht eine bestimmte Trainingsart oder einen bestimmten Trainer (auch wenn es da natürlich Favoriten gibt), sondern schaue mir verschiedene Trainingsmethoden an, um herauszufinden, welche sich für meine Esel und mich am besten eignen. Das Meiste habe ich mir angelesen oder über Videos gelernt. Hier und da kann mir auch eine Freundin weiterhelfen. Im letzten Jahr war ich als Zuschauerin auf einem Kurs von Bernd Hackl und habe dort sehr viel über den richtigen Einsatz Körpersprache, Konsequenz und Disziplin gelernt. Doch ich wollte unbedingt auch aktiv an einem Kurs teilnehmen.
Die Möglichkeit dazu ergab sich auf dem Krafthof bei Marburg. Die Battenfelds hatten Pferdetrainerin Moira Walsh eingeladen, die sich seit längerem mit Eseln beschäftigt und mittlerweile auch Kurse speziell im „Horsemanship mit Eseln“ anbietet. Einen halben Tag dauerte der Kurs und ich konnte mit einem Leihesel vor Ort teilnehmen.
Große Erwartungen an den Kurs hatte ich nicht. Ich wollte mich überraschen lassen. Zu Beginn gab es eine spannende Kennenlernrunde in der jeder sich, seine Esel und den bisherigen Ausbildungsstand vorstellen konnte. Ich habe bei meinen Langohren vor einiger Zeit mit dem Longieren angefangen. Eine liebe Freundin hat mir gezeigt, wie ich beginne. Ab diesem Punkt haben wir begonnen zu trainieren und weil es eigentlich (aus meiner Sicht) ganz gut läuft, war ich mir relativ sicher, fast alles richtig zu machen. Nur die Sache mit dem Antraben klappte bei uns noch nicht so. Daran wollte ich arbeiten.
Moira Walsh – die mit den Eseln flüstert
Auch Moira stellte sich vor und ihre Art war mir gleich sympathisch. Auf ihrer Homepage hatte ich bereits gelesen, dass sie ein schwieriges Pferd kaufte und dadurch in Berührung mit dem Horsemanship kam. Sie bildete den einst unreitbaren Wildfang aus, der heute ihr Lehrmeister und bester Freund ist. Im Horsemanship arbeitet sie nach Parelli. Anfang 2013 wurde sie in die Reitlehrerausbildung der École de Légèreté unter der Leitung von Philippe Karl aufgenommen. Dressur und Horsemanship? „Ja, das ergänzt sich wunderbar“, sagt Moira. Und was mir besonders gut gefällt: Auch wenn Moira im Horsemanship eine Parelli-Ausbildung gemacht hat, hält sie nicht steif an den Trainingsmethoden fest, sondern wandelt diese ab und passt sie tiergerecht auf jeden Teilnehmer an! Große Klasse!
Die Anderen
Die Anderen standen mit dem Horsemanshiptraining auch noch relativ am Anfang, sodass die Gruppe prima zusammenpasste. Mit den Eseln wurde das richtige Führen geübt, Rückwärtsrichten, Hinterhandweichen und so weiter… Auch zwei Pferde waren dabei – eine Jungstute und ein spritziger Wallach. Hier konnte man ebenfalls vom Zusehen lernen. Bei anderen fallen einem die eigenen Fehler doch manchmal schneller auf. Außerdem bekam man gleich neue Anregungen für das eigene Training daheim, etwa Longieren mit Hindernissen.
Ilvy und ich
Mein Leihesel war Ilvy, die fleißige Anführerin der kleinen Eselherde vom Krafthof. Ein paar Runden warm führen und dann wollte ich mit meinen Longierkenntnissen punkten. Pustekuchen! Fremder Esel, fremde Umgebung und Zuschauer. Ich war aufgeregt und irgendwie blockiert. Erstmals habe ich mit einem Horseman-Stick gearbeitet. Komisches Gefühl. Die Trainingseinheit hat mir an diesem Tag alle meine Fehler auf einmal aufgezeigt.
Wie man auf den nachfolgenden Bildern erkennen kann, halte ich Arme ständig sehr hoch. Vor allem der Arm, der mit dem Seil die Richtung vorgeben soll. Mit selbst ist das gar nicht aufgefallen, nur der Muskelkater hinterher kam mir immer spanisch vor. Die Energie richtig einsetzen – das ist die eigentliche Kunst bei der Arbeit vom Boden aus. Es hat gedauert und war sehr schwer für mich nach dem Antreiben die Energie wieder herunterzufahren und dem Esel die Verantwortung zum eigenständigen Weiterlaufen zu übertragen, obwohl Ilvy das schnell verstanden und gut umgesetzt hat.
Zudem stecke ich mir die Ziele meist zu hoch. Ich wollte Ilvy antraben, habe mit meiner Körpersprache die Energie erhöht, und erhöht, und erhöht… Ilvy lief zwar flotter, ist aber nicht angetrabt, sodass ich abbrechen musste, weil mir schon der Arm vom „immer weiter hoch halten“ wehtat. Von Moira habe ich gelernt kleinere Ziele zu setzen. Aus dem Bummelschritt in einen flotteren Schritt gehen lassen. Energie herausnehmen. Wieder etwas flotter. Energie herausnehmen. Und das langsam steigern und im richtigen Moment zum Antraben animieren. Dafür kann auch der Stick mit dem Seilchen eingesetzt werden – natürlich nicht um das Tier zu schlagen! Wichtig: Bei Ausführung sofort Energie wegnehmen.
Training daheim
Es waren eigentlich so einfache Dinge, die plausibel klingen und einem sofort einleuchten. Doch die Umsetzung ist nicht ganz einfach. Zuhause habe ich viel geübt, vor allem mit Monty. Und der Zwerg macht das richtig toll. Mit der Kamera nehme ich mich hin und wieder auf, um meine Körpersprache und Montys Reaktionen darauf besser analysieren zu können. Das hilft ungemein! Dabei ist mir aufgefallen, dass ich meine Energie besser regulieren kann, wenn ich Monty frei longiere.
Resümee
Kurse mit Moira Walsh kann ich nur empfehlen. Ich war begeistert von ihrer Art, ihrem Einfühlungsvermögen und wie Ernst sie die Esel und ihre Bedürfnisse nimmt. Ihre Liebe zu den Langohren ist mindestens genauso groß wie die zu den Pferden und das spürt man. Wer mehr Informationen möchte, kann sich auf ihrer Homepage ein besseres Bild machen: www.moira-walsh.de
Für mich war es sicher nicht der letzte Kurs mit ihr!
PS
Nach dem Kurs gab es ein wahnsinnig leckeres Mittagessen und ich durfte noch mit auf eine kleine Eselwanderung durch den Naturpark. Es war herrlich! Die Landschaft ist wunderschön und der Krafthof wahnsinnig toll.
Wer mehr über den Krafthof erfahren will, kann sich hier informieren: www.krafthof.de
Danke auch an Meike Wix für die schönen Fotos vom Kurs: www.mwpictures-tierfotografie.de
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