Was mal ein großer Wanderesel werden will, muss natürlich auch lernen, Gewicht auf seinem Rücken zu tragen. Doch wie gewöhnt man seinen Esel langsam und schonend daran?
Wichtig ist, dass sich der Eselhalter Zeit nimmt. Esel selbst sind zwar genügsam, doch der Mensch sollte immer darauf achten, dass er sein Tier nicht überfordert/überrumpelt. Mimik und Körpersprache gilt es hier zu beobachten. Was sagt mir das Ohrenspiel? Presst der Esel die Lippen zusammen, oder lässt er sie locker baumeln? Ist der Körper angespannt? Wölbt sich der Rücken nach oben, oder drückt er sich weg? Da Esel „hart im Nehmen“ sind und erst sehr spät Schmerzen oder Unwohlsein zum Ausdruck bringen, sollte also unbedingt auf kleinste Anzeichen geachtet werden und wie bei jedem anderen Training auch, sollte das Tier gesund und fit sein.
Wie fange ich an?
Am besten beginnt man mit leichten Dingen. Probiert erst einmal aus, ob der Esel eine Decke, ein Handtuch oder ein Pad auf seinem Rücken duldet. Wie ihr ihn an so etwas gewöhnt, findet ihr hier. Akzeptiert der Esel die Decke (auch beim Laufen), könnt ihr zum nächsten Schritt über gehen.
Erster Kontakt mit dem Gurt
Soll der Esel mal einen Pack- oder Reitsattel tragen, muss er auch an den Gurt gewöhnt werden. Ich persönlich zeige meinen Tieren immer was da auf ihren Rücken soll. Sie dürfen sich das seltsame Ding in Ruhe anschauen und daran schnuppern. Dann streiche ich sie auf beiden Seiten damit vorsichtig ab, von vorne bis hinten. Zeigt er Esel keine Scheu, lege ich den Gurt vorsichtig über die Decke. Mit dieser Methode klappt es bei uns ganz gut. Wird mein Esel unruhig, fange ich wieder von vorne an. Geduld ist hier das Zauberwort, das man sich immer im Hinterkopf behalten sollte.
Im nächsten Schritt geht es darum, den Gurt zu verschließen. Gerade bei unsicheren Tieren ist es wichtig, das nicht zu schnell zu machen und den Gurt nicht sofort fest zu ziehen. Hier ist Feingefühl gefragt. Die Schnallen sollten so eng gemacht werden, dass der Gurt nicht einmal um den Bauch rutschen kann, aber auch nicht ganz fest ist. Auch wenn bei Eseln der Fluchtreflex nicht so stark ausgeprägt ist wie bei Pferden (es gibt natürlich auch Ausnahmen), kann der Esel sich durch einen plötzlich eng verschnallten Gurt in einer beklemmenden Situation wiederfinden, die für ihn einen Anlass zur Flucht darstellt. Schlechte Erinnerungen wollen wir ja aber vermeiden. Sollte der Esel trotz lockerem Gurt weichen wollen, darf beim Menschen keine Panik ausbrechen. Versuchen wir möglichst schnell den Gurt wieder zu lösen und herunter zu nehmen, fühlt der Esel sich in seiner Angst vor dem bösen Monster auf seinem Rücken bestätigt. Daher gilt: Wir lassen den Esel weichen, gehen mit, bleiben ruhig und loben sofort, wenn er stehen bleibt. Erst wenn der Esel wieder ruhig steht, gegebenenfalls abschnaubt oder sich die Lippen leckt, nehmen wir in aller Ruhe den Gurt wieder runter. Nach solch einer Situation sollte man dann auch aufhören, dem Esel Zeit geben alles noch einmal zu überdenken und ein, zwei Tage später mit dem Training weiter machen. Das kann man dann auch steigern, indem der Gurt etwas fester verschnallt und die erste kleine Spazierrunde gewagt wird.
Leichtes Gepäck für den Anfang
Läuft alles gut und der Esel hat sich mit dem „Zeug“ auf seinem Rücken angefreundet, kann man die ersten Versuche mit Gepäck starten. An diesem Punkt ist noch kein Packsattel nötig. Zum Probieren können beispielsweise prima Gepäcktaschen vom Fahrrad verwendet werden. Sie simulieren ein großes Gepäckstück, sind aber ganz leicht. Als Gewicht, das nach und nach erhöht werden kann, eignen sich Getränkeflaschen (bitte nicht aus Glas), da man immer wieder welche ab und zu geben kann. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass das Gewicht immer gleichmäßig auf beiden Seiten verteilt werden kann. Wie viel Gewicht ein Esel tragen kann, beziehungsweise darf, erfahrt ihr im Artikel Des Esels Last. Bei kleinen Wanderungen oder ausgedehnten Spaziergängen kann der Esel nun per „learning by doing“ Erfahrungen sammeln, indem er Proviant und Regenjacken trägt. Die Eselführer sollten nur auch immer darauf achten, dass nichts reibt oder drückt. Pausen empfehlen sich also nicht nur zum verschnaufen, sondern auch zur Kontrolle von Tier und Gepäck.
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