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10 typische Fragen, denen sich jeder Eselhalter stellen muss

Esel sind doch schon ein ungewöhnliches Hobby. Deshalb werde ich immer wieder mit allerhand Fragen von Nicht-Eselhaltern konfrontiert, ob beim spazieren gehen, beim Einkaufen oder in Gesprächsrunden unter Bekannten. Die häufigsten Fragen, denen sich wohl jeder Eselhalter stellen muss, habe ich nun einmal mit der passenden Antwort zusammengefasst. (Vorsicht! So manches Mal schwingt ein wenig Satire mit und das ist durchaus gewollt!) 😉

1. Wie kommt man denn auf Esel?

Das scheint die beliebteste Frage zu sein und meistens ist es auch die Erste. Lange Rede, kurzer Sinn: Als einstiges Pferdemädchen habe ich in den vielen Reitstunden und mit diversen Pflegepferden nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Die letzte Pferdeerfahrung war so intensiv (und nicht gerade ungefährlich), dass ich das Vertrauen in diese, eigentlich wunderbaren, Tiere verloren habe und ihnen seither mit noch größerem Respekt und Sicherheitsabstand begegne. Eher zufällig haben mich währenddessen zwei Eselchen verzaubert, die nach Aufmerksamkeit und Vertrauen gesucht haben. Die vermeintlich „störrischen“, aber gleichzeitig verschmusten Langohren haben mein Interesse geweckt. Esel sind ganz anders als Pferde. Vor allem strahlen sie mehr Ruhe und Gelassenheit aus, was mir in meiner damaligen Situation sehr entgegen gekommen war. Ich habe mich rundum informiert und angefangen mit ihnen zu arbeiten. Wir haben viel voneinander gelernt. Nach einem Jahr kam dann der erste eigene Esel. Und dann der Zweite… Und dann der Dritte…

2. Was macht man denn mit Eseln? / Wozu hält man sich denn Esel?

Der Esel hat in der allgemeinen Gesellschaft einen schweren Stand. Als stur, dumm und faul wird er oft bezeichnet. Völlig zu unrecht, wie ich als Eselhalter weiß. Alle Nicht-Eselhalter schauen mich meist erst einmal mit großen Augen ungläubig an, wenn ich aufzähle, dass man mit Eseln nahezu die gleichen Aktivitäten durchführen kann, wie mit einem Pferd. Ob Reiten, Kutsche fahren, Spazieren gehen, Wandern, Bodenarbeit oder Zirkuslektionen – fast alles ist möglich, je nach Größe und Gesundheit des Esels natürlich!

3. Reitest du die auch?

Bei dieser Frage werden nun die Rollen vertauscht und ICH bin diejenige, die mit weit aufgerissenen Augen ungläubig und nach Luft schnappend den/die Fragende(n) anschaut. An sich ist diese Frage ja kein Problem, denn wie bei Punkt 2 bereits erklärt, kann man Esel auch reiten. Wenn mich aber jemand darauf anspricht während ich (1,77 m groß) neben meinen Zwergeseln (98 cm Stockmaß) stehe, bleibt mir schon einmal die Luft weg. Natürlich reite ich die NICHT! Da sind die Leute dann meist ganz enttäuscht, aber ich bin mir sicher: Würde ich eines Tages mit angezogenen Beinen auf klein Peterchen durch die Gemarkung hoppeln, hätte ich am selben Tag noch Polizei und Veterinäramt im Stall…

4. Die können aber schon viel tragen, oder?

Hier folgt meist: „Wir waren mal im Urlaub auf Griechenland…“ Ja, in vielen südlichen Ländern müssen Esel schwer schleppen. Entweder tragen sie täglich hunderte von Touristen als Esel-Taxi von A nach B, oder sie müssen sich als Arbeitstiere in armen Ländern überdimensionales Gewicht aufladen lassen. Oftmals arbeiten diese Tiere bis zur Erschöpfung. Nicht selten brechen sie unter den schweren Lasten und den unzumutbaren Arbeitsbedingungen zusammen. Aber nur, weil sie so lange aushalten ohne zu klagen, heißt das nicht, dass es ihnen auch gut tut. Ein Esel kann ein fünftel (20 Prozent) seines eigenen Körpergewichts problemlos tragen, ohne bleibende Schäden befürchten zu müssen. (Siehe Artikel: Des Esels Last – Was der Esel wirklich (er)trägt) Alles andere wird früher oder später Folgen haben.

5. Sind die genau so teuer wie Pferde?

Nicht-Eselhaltern oder auch generell Nicht-Tierhaltern liegt oftmals die Frage nach dem Geld auf der Zunge. Man hat gehört, dass Pferde teuer sind. Schaut man sich die edlen Rösser auf den Turnieren im Umkreis an, die fein rausgeputzt und farblich zum Outfit des Reiters abgestimmt sind, wächst die Vermutung, dass nur stinkreiche Menschen sich ein Pferd leisten können. Aber wie ist das bei Eseln? Nun, das kommt drauf an. In vielen Anzeigen von Online-Plattformen werden Esel zu Schleuderpreisen schon ab 100 Euro angeboten. Der Normalpreis für einen Zwergesel liegt bei einem verantwortungsvollen Verkäufer zwischen 450-550 Euro. Die Anschaffungskosten halten sich also in Grenzen. Wer einen Großesel sucht und dabei sogar noch eine bestimmte Rasse im Sinn hat, muss schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Was dazu gerechnet werden muss sind die Unterhaltungskosten. Stallmiete, Heu, Stroh, evtl. Zusatzfutter, diverses Zubehör, Ausrüstung zum Wandern, Reiten, Kutsche fahren. Hier sind teilweise Maßanfertigungen nötig, da Pferdeequipment oftmals nicht passt. Nicht zu vergessen sind Kosten für Tierarzt und Hufschmied, denn die braucht der Esel ebenso häufig wie das Pferd. Und: Ein Esel sollte/darf nicht allein oder ausschließlich unter Pferden/Ziegen/Schafen gehalten werden. Falls also in dem gewünschten Pensionsstall kein weiterer Esel vorhanden ist, muss/sollte ein Zweiter angeschafft werden. Dann verdoppeln sich natürlich auch alle Kosten.

6. Wie oft bist du bei den Eseln?

Täglich! Mindestens zwei mal am Tag.
Auf diese Antwort folgt meist gleich die Frage:

7. Auch bei schlechtem Wetter?

Also mal ehrlich. Esel sind Lebewesen. Die haben nicht nur Hunger und Durst wenn die Sonne scheint, sondern auch wenn es regnet, stürmt und schneit. Daher ist es wohl nur logisch, dass ich auch bei schlechtem Wetter in den Stall fahre und die Versorgung übernehme. Da ich einen eigenen Stall habe, bin ich zwar Selbstversorger, aber das heißt nicht, dass meine Esel sich selbst versorgen müssen 😉 Übrigens: Das gilt auch für Sonn- und Feiertage!

8. Hast du immer Lust in den Stall zu fahren?

Mir bereiten meine Eselchen viel Freude, aber natürlich habe auch ich nicht immer Lust in den Stall zu fahren. Wenn man sich gerade auf der Couch eingelümmelt und eine bequeme Position erreicht hat, steht man logischer Weise im ersten Moment nur ungern wieder auf, um sich umzuziehen und bei Nieselregen und Dunkelheit die Abendfütterung vorzubereiten. Doch sobald ich durch das Tor komme und drei freche Eselchen mir neugierig ihre Schnuten entgegen strecken ist das alles wieder vergessen. Wenn man Tiere hält, ist man für sie verantwortlich und dann sollte es selbstverständlich und stets mit Spaß verbunden sein, dass man sich bei jedem Wetter und jeder Uhrzeit um seine vierbeinigen Lieblinge kümmert.

9. Was frisst ein Esel denn so?

Diese Frage ist meist mit völlig falschen Vorstellungen der Nicht-Eselhalter verbunden. Viele kennen Esel nur als wandelnde Mülltonne, die im Streichelzoo des Tierparks mit allem möglichen gefüttert wird, oder als Rasenmäher auf einer fetten, grünen (Streuobst)Wiese. Wenn ich dann anfange zu erklären, dass Esel nicht so viel Gras fressen dürfen und auch Brot total ungesund für die Wüstentiere ist, blicke ich in verständnislose Gesichter. Heu und Stroh klingt in den meisten Ohren ziemlich dürftig. Ab und zu mal eine Karotte oder ein Äpfelchen sind erlaubt – hin und wieder hängt trotzdem eine Tüte mit halbtrockenem Chilli-Baguette oder diversen Brötchensorten am Tor…

10. Wie alt werden Esel denn?

Das ist die Königsfrage aller Fragen und immer wieder haut die Antwort viele Menschen um. Esel können (bei artgerechter Haltung und guter Pflege) zwischen 40 und 50 Jahre alt werden. Damit rechnet so gut wie niemand. Die Meisten gehen von knapp 25 bis 30 Jahren, allerhöchstens, aus. So ein Esel ist eine Lebensaufgabe, vor allem wenn man sich ein sehr junges Tier zulegt. Doch es bedeutet auch lebenslange Freundschaft und Partnerschaft. Und hier frage ich: Kann es etwas schöneres geben? 🙂

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